Der Gibeon-Meteorit ist ein Eisenmeteorit, dessen Bruchstücke erstmals 1836 in Südwestafrika, nahe der Stadt Gibeon am Ostufer des Großen Fischflusses gefunden wurden.
Einen Krater hat man bisher nicht gefunden. Der Gibeon-Meteorit wird beim Eintritt in die Atmosphäre geborsten sein und als Schauer in mehreren tausend Bruchstücken den Boden erreicht haben. Die Gibeon-Fragmente findet man als 100 - 500 kg schwere Bruckstücke in einem Gebiet von rund 370 x 185 km - das größte bekannte Meteoritenstreufeld auf der Erde. Das Gibeon-Streufeld ist mittlerweile ziemlich abgesucht, mindestens 26 t Meteoritenmaterial wurden gefunden.
Das Entstehungsalter des Meteoriten selbst wird mit über 4 Milliarden Jahren angegeben. Der Meteorit stammt aus dem Asteroidengürtel und wird als feiner Oktaedrit der Gruppe IV A klassifiziert,
seine Struktur ist polykristallin und zeigt die Widmanstätten-Struktur. Diese Struktur ist ein unverwechselbares Kennzeichen für die meteoritische Herkunft, denn es gibt nichts Irdisches, das
diese Struktur aufweist.
Die Eisenmeteoriten oder Nickel-Eisen-Meteoriten machen etwa fünf Prozent aller Meteoriten aus und bestehen aus einer Legierung aus Eisen und etwa fünf bis zwanzig Gewichtsprozent Nickel. Ihr
Inneres ist metallisch-grau gefärbt und von einer braunschwarzen Kruste umgeben. Es besteht meist aus zwei verschiedenen Mineralen, Kamacit und Taenit, die charakteristische
Widmanstätten-Strukturen bilden.
Als Widmanstätten-Strukturen werden die nur in meteoritischem Material nachweisbaren, charakteristischen Strukturen bezeichnet, die sichtbar werden, wenn Eisenmeteoriten
angeschliffen, poliert und mit methanolhaltiger Salpetersäure angeätzt werden. Die Erklärung liegt in der unterschiedlichen Beständigkeit der Nickel-Eisen-Minerale Kamacit und Taenit. Während der
Ni-arme Kamacit stärker angegriffen und aufgelöst wird, bleiben die Ni-reichen Taenitkristalle stehen.
Die Struktur entsteht in der zunächst homogenen Eisennickel-Legierung aus Taenit bei sehr langsamer Abkühlung (1 bis 100 Grad pro Millionen Jahre) zwischen 700 und 450 °C im festen Zustand durch
Kristallisation des Kamacits entlang bestimmter in der Kristallstruktur des Taenits vorgegebener Flächen. So entstehen Platten von Kamacit, die wie die Flächen eines Oktaeders angeordnet sind.
Dazwischen bleiben zwickel- und bandförmige Reste von Taenit zurück. Die langen Abkühlungszeiten machen es verständlich, warum diese Strukturen auf der Erde nicht nachgemacht werden können und
deshalb ein Erkennungsmerkmal für meteoritisches Eisen sind.
Neumannsche Linien sind Parallelscharen von sehr feinen, sich teilweise kreuzenden Linien, die entstehen, wenn man Eisenmeteoriten (Hexaedrite bzw. Oktaedrite), anschleift,
poliert und mit methanolhaltiger Salpetersäure anätzt. Diese Linien sind nicht zu verwechseln mit der Widmanstätten-Struktur, die viel gröber ist. Man geht davon aus, dass die Ursache für diese
Struktur ein mechanischer Prozess ist, etwa die Kollision zweier Asteroide.